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Börse verstehen. 1 8 2 0 – Geburtsstunde des Aktienhandels

Zugegeben: Die berühmten Skulpturen von Bulle und Bär vor der Frankfurter Börse sind noch nicht ganz so alt wie der hiesige Aktienhandel selbst. Doch das durch die beiden Tiere symbolisierte Auf und Ab der Aktienkurse findet seit 200 Jahren an der Frankfurter Börse statt. Wir werfen einen Blick zurück auf die Entwicklung des Aktienhandels. 

In Deutschland entdeckten Unternehmen die Vorzüge des Zugangs zu permanentem Kapital im Vergleich zu anderen Ländern spät – nämlich erst mit der industriellen Revolution. Um die für damalige Verhältnisse ungeheuer teuren Projekte wie die Eisenbahn zu finanzieren, wurden immer häufiger Aktien herausgegeben. Dass sich Geldgeber an Unternehmen beteiligten, war nicht neu. Revolutionär war, dass diese Anteile eines Unternehmens gehandelt werden konnten, ohne dass die Gesellschaft Kapital zurückzahlen und wieder aufnehmen musste.

Die erste Aktie in Frankfurt
Im Gegensatz zu den Menschen an anderen großen Börsenstandorten Europas standen die Frankfurter den immer beliebter werdenden Anteilsscheinen zahlreicher Aktiengesellschaften jedoch vorerst reserviert gegenüber. Es sollte bis 1820 dauern, dass mit den Anteilsscheinen der Oesterreichischen Nationalbank erstmals eine Aktie in Frankfurt gehandelt wurde. Einer der Aktionäre der ersten Stunde in Frankfurt war Ludwig van Beethoven, zu diesem Zeitpunkt 50 Jahre alt. Er erwarb ein Paket von neun Stück – zu einem heutigen Gegenwert von rund 80.000 €. Nach seinem Tod gingen die Aktien mit Wertsteigerung an seinen Neffen Karl über. „Buy and hold“ – auch aus heutiger Sicht eine erfolgreiche Anlagestrategie. 

Entwicklungssprünge des Aktienhandels in Frankfurt

Zu einem intensiveren Aktienhandel kam es in Frankfurt erst Ende des 19. Jahrhunderts, da die Stadt ihr Ansehen als Wirtschaftszentrum nicht gefährden wollte und man sich um neue Industrieansiedlungen bemühte. Der Aktienhandel lief damals ganz anders ab als heute: In seinen Anfängen wurde der Begriff „Präsenzhandel“ geprägt, da jeder Marktteilnehmer physisch an der Börse anwesend sein musste, um seine Geschäfte durchzuführen. Die Transaktionen wurden in bar vor Ort bezahlt. Ein riskantes Unterfangen angesichts der recht großen Summen, die dafür säcke- und sogar fässerweise in Silbermünzen herangeschleppt und wieder abtransportiert werden mussten. Frankfurt gehörte trotz aller Skepsis gegenüber der neuen Wertpapierart 1853 zu den ersten Börsen, die mit ihrer „Frankfurter Vereins-Kasse“ für eine deutlich kundenfreundlichere Verwahrlösung für Geld und Wertpapiere sorgte: Sie übernahm fortan das „Kassierergeschäft“, also die Abwicklung von Wertpapiergeschäften. Heute zählt „Lieferung gegen Zahlung“ (fachsprachlich auch Delivery vs. Payment, DvP) übrigens zu den Aufgaben der Deutsche Börse-Tochter Clearstream.

Einen der größten Sprünge machte die Entwicklung des Aktienhandels im 20. Jahrhundert, als das digitale Zeitalter an der Frankfurter Wertpapierbörse begann: Im Jahr 1997 wird ergänzend zum traditionellen Parketthandel das vollelektronische Handelssystem Xetra® eingeführt. Seither ist der Aktienhandel ortsunabhängig, Aufträge werden innerhalb von Sekundenbruchteilen sicher und transparent ausgeführt. Der vollelektronische Handelsplatz Xetra hat aktuell einen Anteil von rund 90 Prozent am gesamten Handelsvolumen aller deutschen Börsen. Das Frankfurter Parkett ist Haupthandelsplatz für kleinere Aktien, ausländische Titel, Fonds und Anleihen sowie Zertifikate und Optionsscheine, die von Spezialisten vor Ort betreut werden.

Bedeutung von Börse und Aktie bleibt

So entstand in Frankfurt eine international bedeutsame Börse – und das ist sie bis heute. Seit nun 200 Jahren werden hier Aktien gehandelt. Seither kann jeder Anleger fortlaufend sehen, was seine Anteile wert sind und sie an andere Investoren weiterverkaufen – zuverlässige Abwicklung der Geschäfte und sichere Verwahrung der Papiere inklusive. Dabei haben Aktien in den zwei Jahrhunderten nichts von ihrer Bedeutung eingebüßt: Sie erfüllen einerseits die zentrale volkswirtschaftliche Aufgabe, das Wachstum von Unternehmen zu fördern und bilden damit einen Grundpfeiler für Innovationen und Beschäftigung. Andererseits tragen sie zum Vermögensaufbau von Institutionen und Privatpersonen bei. 

Video: Geschichte des Börsenhandels in wenigen Bildern

 

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