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Börse verstehen. Wie kommt ein Unternehmen an die Börse?

Der Gang an die Börse ist ein Meilenstein in der Geschichte eines Unternehmens für den es viele gute Gründe gibt: Der Zugang zum Kapitalmarkt bietet eine stabile, unabhängige Finanzierungsquelle; der Börsengang verleiht Unternehmen enorme Sichtbarkeit bei nationalen wie internationalen Investoren, Kunden und (potenziellen) Mitarbeitern; er unterstützt strategische Geschäftsentscheidungen und eröffnet Optionen zur Nachfolgeregelung im Unternehmen. 

Wenn von einem Börsengang die Rede ist, fällt meist die englische Abkürzung „IPO“, die für „Initial Public Offering“ steht – das „erste öffentliche Angebot“. Denn bei einem Börsengang bietet ein Unternehmen erstmals Firmenanteile in Form von Aktien öffentlich zum Kauf an, um sich Kapital zu beschaffen. Genauer gesagt: Eigenkapital. Denn die Käufer der Aktien (Anleger) sind nun Miteigentümer des Unternehmens. Ein Börsengang muss gut vorbereitet sein; die Vorbereitungen können aber in weniger als zwölf Monaten realisiert werden.

Fahrplan eines Börsengangs:

1. Vorbereitung

Die erste Wegstrecke dient der Vorbereitung: Gespräche werden geführt, Emissionsbegleiter (z. B. Rechtsberater, Investor Relations-Agenturen oder IPO-Berater) ausgewählt und Strukturen zur Einhaltung rechtlicher Rahmenvorgaben ausgewählt. Für die Wahl der passenden Partner auf dem Weg an die Börse bietet die Deutsche Börse AG ein Netzwerk von erfahrenen Kapitalmarktspezialisten an: die Deutsche Börse Capital Market Partner®.

2. Strukturierung

Im nächsten Schritt gilt es, die Unternehmensstrategie – also die Ziele des Unternehmens – mit der Finanzierungsstrategie zusammenzuführen. Daraus entsteht die „Equity Story“: ein Businessplan, der interessierten Investoren alle Finanzkennziffern und insbesondere auch die Chancen und Stärken des Unternehmens aufzeigt. In dieser Phase wird auch der Wert des Unternehmens ermittelt. Diese Prüfung, „Due Diligence“ genannt, ermittelt und liefert alle Informationen, die anschließend in den Wertpapierprospekt einfließen. Dabei handelt es sich um ein zentrales Element auf dem Weg an die Börse. Das Dokument soll den Anlegern die Beurteilung des Wertpapiers und des Emittenten ermöglichen. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht, kurz BaFin, prüft, ob der Prospekt alle gesetzlich geforderten Mindestangaben enthält und verständlich abgefasst ist. Die BaFin erteilt dann die Erlaubnis, die Wertpapiere öffentlich anzubieten. 

3. Gezielte Vermarktung

Die wohl wichtigste Phase in der Vorbereitung eines IPOs ist die Roadshow. Sie kann als eine Art Verkaufsveranstaltung verstanden werden: Unternehmen präsentieren sich vor verschiedenen Investoren und versuchen, diese von ihrem Geschäftsmodell zu begeistern und als potenzielle Anteilseigner zu gewinnen. Ebenso werden Gespräche mit Analysten und Banken geführt. Danach wird durch die sogenannten Konsortialbanken im Dialog mit den Investoren eine angemessene Preisspanne der Aktie festgelegt. Die Geschäftsführung der Frankfurter Wertpapierbörse prüft, ob der Emittent und dessen Wertpapiere die gesetzlichen Zulassungsvoraussetzungen für den Börsenhandel erfüllen.

4. Börsenstart

Nun werden die Anteilsscheine den Investoren zugeteilt. Dabei werden sie öffentlich zum Kauf bzw. zur Zeichnung angeboten. Aus Unternehmenssicht ist der Idealzustand in dieser Phase die „Überzeichnung“, d. h. die Nachfrage ist größer als das Angebot. 

Jetzt kann der große Tag kommen: der Tag des Börsengangs. Dieses Bild kennt jeder: Der Vorstand eines Unternehmens läutet stimmungsvoll die Glocke auf dem Frankfurter Börsenparkett – der krönende Abschluss, nachdem der erste Preis festgestellt und im Börsensaal ausgerufen wurde. Auch für Investoren ist dieser Moment besonders spannend, denn der erste Börsenpreis entscheidet (abhängig vom gezahlten Emissionspreis) über Zeichnungsgewinne oder -verluste. 

Das Läuten der Börsenglocke findet im Rahmen einer IPO Ceremony statt, die von der Deutschen Börse im Handelssaal der Frankfurter Börse ausgerichtet wird und dem Börsenneuling dank der Präsenz zahlreicher nationaler und internationaler Medien eine hohe Aufmerksamkeit beschert.

Ab jetzt läuft der reguläre Börsenhandel und Handelsteilnehmer können fortlaufend ihre Kauf- und Verkaufsaufträge eingeben. Dabei haben sie an der Frankfurter Wertpapierbörse die Wahl zwischen zwei verschiedenen Handelsplätzen: Xetra® und Börse Frankfurt.